Quellen sind Pforten in eine andere Welt. Wo das Wasser aus eigener Kraft an die Oberfläche der Erde tritt, befindet sich ein heiliger Ort. Das wussten bereits unsere vorchristlichen Vorfahren, die die segenspendende Kraft des Wassers noch kannten und in Ritualen ehrten. Das Wasser gilt als Ursymbol des Lebens und der Fruchtbarkeit.
Die Orte, wo das Wasser aus der Tiefe der Erde entspringt, haben die Menschen als heilig verehrt. Die meisten Wallfahrtsorte sind rund um eine Quelle entstanden, der die Menschen große Heilkraft zuschrieben und die sie aufsuchten, wenn sie ihre Leiden kurieren wollten. Meist wurden diese Orte schon verehrt, lange bevor es dort eine Kirche oder Kapelle gab.
Quellen und Brunnen war bis vor nicht allzulanger Zeit wichtige Ressourcen für Trinkwasser. Meist waren es die Frauen, die diese hegten und pflegten, da sie um ihre Bedeutung wussten und für das Wasserholen zuständig waren. Nun fließt das Wasser aus der Leitung und kaum jemand verschwendet einen Gedanken daran, wo es herkommt. Nur in manchen Sommern, wenn die Trockenheit die Menschen zum Wassersparen zwingt, rückt der Wert des Wassers wieder in das Bewusstsein.
Seit vielen Jahren zieht es mich zum Wasser. Vor allem kleine Waldquellen, wo das Wasser direkt aus dem Boden fließt, haben es mir angetan. Leider gibt es auch davon immer weniger, da viele Quellen gefasst, oder in die Trinkwasserversorgung eingespeist werden.
Die kleineren Quellen sind meist zu unergiebig und bleiben daher naturbelassen.Ich finde es schön, wenn man die Quellen in der näheren Umgebung seines Wohnortes kennt und die Beziehung pflegt!
Das Osterwasser
Zu Ostern aus einem Brunnen oder einer Quelle geschöpftes Wasser galt als besonders heilkräftig. Bei diesem ursprünglich heidnischen Brauch wurden Mensch und Vieh damit besprengt und gesegnet und es wurde - da es sehr haltbar war - das ganze Jahr über für besondere Anlässe aufbewahrt. Es soll die Fruchtbarkeit der Frauen fördern und sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Das Wasser wurde von Frauen am frühen Morgen des Ostertages von einem nahegelegenen Fluß, Brunnen oder einer Quelle geholt. Dabei durfte nicht gesprochen werden, um die Wirkung des Wassers nicht zu beeinträchtigen.
Das Ritual des Quellenschmückens
Im Frühling, wenn die Natur erwacht, besuche ich die Quellen. In manchen ländlichen Gebieten in Deutschland und Österreich gab es früher den Brauch, die Quellen zu Ostern oder Pfingsten zu pflegen und zu schmücken. Ich finde, es ist ein wunderbares Ritual, um "Danke" zu sagen und die Wertschätzung für das Wasser auszudrücken!
Ich suche die Quellen in der Umgebung auf, reinige das Becken von altem Laub und Schlamm, und schmücke es mit Blüten, die ich in der Nähe finde. Das Schmücken ist mein Ausdruck der Dankbarkeit - dafür, dass ich das ganze Jahr an diesen Ort kommen und das Wasser entnehmen darf. Diese innere Haltung fließt in dieses Ritual mit ein. Auch bei den Elementarwesen, die diesen Ort hüten, den Quellnymphen, bedanke ich mich. Sie freuen sich, wenn wir Menschen sie wahrnehmen und mit ihnen in Kontakt treten.
Mein Herz hüpft vor Freude, wenn ich Quellen entdecke, die bereits gepflegt wurden - die Abflussrinnen gesäubert, das alte Laub entfernt. Es gibt immer mehr Menschen, die sich mit der Natur und den Elementen verbinden. Vielleicht gibt es ja in deiner Nähe eine Quelle, die sich über deine regelmäßige Zuwendung freut?
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